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Troll-Tour übers Grüne Band – Teil 1

Die Grüne Band – Wohnwagen-Tour / Frühsommer 2020

Ein Urlaub in Deutschland – wirklich? Das haben uns viele Freunde gefragt, als wir von unserem Reiseplan erzählten, das Grüne Band, also die ehemalige Grenze zwischen den beiden Deutschländern, mit dem Wohnwagen als Entdeckungs- und Sightseeing-Urlaub zu gestalten. Doch dann tauchten in den ersten Monaten 2020 Nachrichten über eine neuartige, sehr ansteckende Lungenkrankheit aus China auf: Corona. Die Frage „Urlaub im Ausland“ war für 2020 weitgehend hinfällig.

Corona hat uns alle durchgeschüttelt – und macht es immer noch. Das Leben ist einfacher, aber auch einsamer geworden. Ein bissi vorsichtiger, vor allem wenn man Menschen in Mengen und auch noch ohne Maske sieht. Natürlich gibt es dann noch die Zeitgenossen, die besonders dumm sind (oder die meinen, mutig zu sein), wenn sie die Pandemie leugnen, geheime Mächte am Werk sehen und anderen Unsinn verkünden. Am meisten begeistert mich die Behauptung, wir würden in einer Diktatur leben und man dürfe nicht mehr alles sagen. Komisch: denn bei den Anti-Corona-Demos wird jeder nur denkbare Blödsinn öffentlich unters Volk gebracht, inkl. rechter Hetze und Hasstiraden. Also Freunde aufgepasst: Wir leben in einer Demokratie, in einer offenen Gesellschaft, wo Menschen auch grenzenlose Unwahrheiten, alternative Fakten und sogar ihre Meinung sagen dürfen. Nebenbei bemerkt: Corona nervt mich auch.

Corona: würde die Reise überhaupt stattfinden?

Doch bevor es im Frühsommer losging, hatten wir im Dezember 2019 eher zufällig unseren lieb gewonnenen Falt-Wohnwagen gegen einen „Erwachsenen“-Wohnwagen von Hymer eingetauscht. Und zwar nicht irgendeinen, sondern den Rockabilly Troll, der unsere Bedürfnisse an einen Wohnwagen ideal abdeckt und darüber hinaus sehr schick aussieht. Wir wollten im „Neuen“ das Grüne Band mit mehr Muße und Bequemlichkeit im Wohnwagen abfahren.

Dann kam jedoch der 23. März 2020: Lockdown des öffentlichen Lebens in Deutschland. Dieses erste Runterfahren des öffentlichen Lebens dauerte teilweise bis in den Mai/Juni hinein. Nach und nach gab es erste Lockerungen für Individualreisende, auch und gerade für Camper. Glück gehabt: alle Bundesländer erlaubten ein, zwei Tage vor unserem Start die Übernachtung auf Campingplätzen.

Rockabilly Troll auf Reisen
Auf dem Weg nach Bayern: Rockabilly am Haken

Im Prinzip wollten wir meine Radtour wiederholen, allerdings nicht sklavisch genau, sondern die Reise, Übernachtungen und Highlights in ein unstressiges Verhältnis bringen.

Reiseroute Grünes Band 2020
Gemütliche Tour: Grünes Band 2020

Dafür hatten wir uns fünf Campingplätze und zwei schöne Hotels als Zwischenstationen ausgesucht:

  1.  CP Auensee in Köditz/Bay.
  2.  CP Schloss Roßdorf/Thür.
  3.  Stiftsgut Wilhelmsglücksbrunn in Creuzburg (bei Eisenach/Thür.)
  4.  CP Bergwiese in Thalwenden/Thür.
  5.  Hotel Liono in Goslar/Nds.
  6.  CP Dobbertiner See in Dobbertin/MVP
  7.  CP Campingpark in Kühlungsborn/MVP

Von diesen Orten haben wir Ausflüge und Erkundungen unternommen. So konnten wir bequem abends wieder auf dem CP oder im Hotel zurück sein. Corona hatte uns zwar mit den Einschränkungen ab und an genervt: einige Museen oder Gedenkstätten hatten gar nicht offen oder aufgrund der Reglementierungen mussten uns im Voraus festlegen. Das ist Jammern auf recht hohem Niveau, denn lieber anstehen als schwer krank werden.

Es war jedoch eine ganz andere Reise als das Jahr zuvor für mich. Nicht zuletzt, weil wir zu zweit unterwegs waren und die „geteilte Freude“ überhaupt kein „geteiltes Leid“ aufkommen lassen wollte. Alles war sehr entspannt, die Etappen waren großzügig angelegt, so dass wir mehr Zeit für unser Sightseeing-Programm hatten.

Highlights – das waren unsere Ziele 2020

Campingplatz Auensee in Köditz / Bayern

Wir hatten unser erstes Ziel in Bayern ausgesucht. Vom Campingplatz in Köditz wollten wir „Klein-Berlin“ – oder Mödlareuth – anschauen, dann ein wenig die Saale hinabfahren, Abstecher nach Pottiga und Blankenstein unternehmen, das Höllental bewandern und einfach die Natur im Frühsommer genießen.

Rockabilly Troll in Bayern
Erste Übernachtung im neuen Wohnwagen
Klein-Berlin oder Mödlareuth
Ehemalige Grenzanlagen in Mödlareuth
Saale Brücke
Fußgängerbrücke über die Saale (bei Blankenberg)
Panoramablick über die Saale
Saale Panorama vom Skywalk Pottiga
Das Höllental
Markantes Merkmal im Höllental: Hirschsprung

Campingplatz Schloss Roßdorf in Roßdorf / Thüringen

Dieser Campingplatz ist klein und knuffig. Ein holländisches Paar hat das Schloss vor einigen Jahren erworben – im nahegelegenen Park haben sie einen hübschen Campingplatz angelegt. Das Sanitärhäuschen erinnert an Latrinen im 30jährigen Krieg, aber das wird sicher auch noch renoviert werden.

Roßdorf war für uns der Ausgangspunkt für Fahrten zum Skulpturenpark an der Goldenen Brücke in Eußenhausen und zum Point Alpha bei Geisa. Zusätzliches Highlight war der Besuch unseres Freundes Ralph – ein bekanntes Gesicht am Grünen Band: Aktivist und Naturfreund mit vielen brillanten Ideen, um das Grüne Band in seiner Ursprünglichkeit zu bewahren und Menschen dieses besondere Stück Natur nahe zu bringen.

Wir waren mit ihm wandern, ein Stück des alten Friedenweges und vom Skulpturenpark Deutsche Einheit aus bis zum Friedenskreuz auf dem Dachsberg. Seine Orts- und Naturkenntnisse sind profund, außerdem macht es Spaß, mit ihm über „Gott und die Welt“ zu sprechen.

Point Alpha – das Grenzmuseum wie der alte US-Stützpunkt – sind spannende, „stumme“ Zeitzeugen, so dass der dritte Tag ebenfalls im Flug verging. Am nächsten Morgen mussten wir leider schon weiterziehen.

Wohnwagen trolltour Grünes band
Am Friedensweg mit Ralph als Wanderführer
Wohnwagen tour Grünes band
Campingplatz Roßdorf – Schlossteich
Wohnwagentour Grünes Band
Skulpturenpark Deutsche Einheit I (Eußenhausen)
Wohnwagentour Grünes Band
Skulpturenpark Deutsche Einheit II (Eußenhausen)
Wohnwagentour Grünes Band
Gemütlicher Campingplatz Schloss Roßdorf
Wohnwagentour Grünes Band
Point Alpha I
Wohnwagentour Grünes Band
Point Alpha II

Hotel Stiftsgut Wilhelmsglücksbrunn in Creuzburg (bei Eisenach/Thür.)

Meine Frau und ich hatten uns bereits bei meiner 2019er Radtour dort für eine gemeinsame Auszeit getroffen. Das Stiftsgut schaut auf eine lange und wechselhafte Geschichte zurück. Zum Glück wurde es vor einigen Jahren mit einem regionalen Hotel- und Restaurantkonzept reanimiert und begrüßt seitdem Gäste. Es kehren viele Wanderer und Radfahrer ein, weil es einerseits unmittelbar am Grünen Band und andererseits nahe des Ausgangspunktes vom Rennsteig liegt. Das alleine macht es natürlich nicht zu einem gelungenen Anziehungspunkt: das Engagement der Mitarbeiter, eine vielfältige Speisekarte und das schöne Ambiente runden den Aufenthalt traumhaft ab.

Wir durften unseren Wohnwagen auf dem Gelände abstellen und während dieser Zeit auch an den Strom legen, was den Lebensmitteln im Kühlschrank gut tat.

Da das Wetter gleich am ersten Tag von „sonnig“ auf „gewittrig mit Platzregen“ umschlug, war mit neuen Erkundungen gar nicht so viel drin. Das „schöne Ambiente“ (siehe oben) führte dazu, dass wir uns auch im Hotelzimmer nicht langweilten. Insofern waren die beiden Übernachtungstage Urlaub vom Urlaub 🙂

Grünes Band bei Creuzburg Stiftsgut Wilhelmsglückbrunn
Das Stiftsgut Wilhelmsglückbrunn in der Abenddämmerung
Grünes Band Stiftsgut Wilhelmsglückbrunn
Sehr gemütlicher Außenbereich: Hotel und Restaurant vom Stiftsgut

Die Wetterfee meinte es am Ende für einen halben Tag doch noch gut mit uns. Wir konnten einen Abstecher nachholen, zu dem es 2019 nicht mehr gereicht hatte: das Franziskanerkloster auf dem Hülfensberg. Der Hülfensberg war auf der einen Seite wegen seiner jahrhundertalten Tradition als Pilger- und Wallfahrtsort weithin bekannt, auf der anderen zu DDR-Zeiten aber praktisch unzugänglich, weil unmittelbar im Grenzgebiet liegend. Nach 1989 begann das franziskanische Leben langsam wieder anzulaufen. 2020 besteht die Kommunität nur noch als drei Brüdern, die versuchen ein eingeschränktes Klosterleben in Gang zu halten.

Wir hatten auf einem entfernteren Parkplatz unseren Wagen abgestellt und sind die letzten Kilometer auf den 448 m hohen Hülfensberg gewandert. Es lag ein Gewitter in der Luft, die stechend gleißende Sonne wechselte sich mit dunklen Wolken ab. Oben angekommen, waren wir die einzigen „Pilger“ an diesem Nachmittag. Wir trafen Bruder René und haben so ein wenig über die aktuellen Herausforderungen des Klosters erfahren. Ein schöner Ort mit einer eindrucksvollen Aussichtsplattform über die Werra!

Grünes Band Kloster Hülfensberg
Kein Prachtbau: Kloster Hülfensberg
Grünes Band Kloster Hülfensberg
Lauschiger Klosterhügel

Hier geht es zum zweiten Teil.

Veröffentlicht in Allgemein

4 Kommentare

  1. Joachim & Manuela Joachim & Manuela

    Gratulation! Wir sind auch totale Hymer-Eriba-Troll-Fans und haben schon tausende von Kilometern mit unserem Trolli in und durch Europa erlebt. Das ist ein klasse Gefühl, auch wenn wir lieber in den Süden ans Meer fahren als durch Deutschland zu juckeln. Aber wenn ich das lese, bekomme ich auch große Lust, einige Gegenden in der näheren oder auch weiteren Umgebung zu entdecken. Also immer gute Fahrt und viele Grüße von Troll zu Troll: Joachim und Manuela

    • Stefan Stefan

      Hi Manu und Joachim, danke für eure guten Wünsche. Wir hatten vor dem Eriba Troll einen Klapp-WoWa von 3Dog. Das war auch ein sehr „naturnahes“ Gefühl, nach dieser dreiwöchigen Tour sind wir jedoch mehr als zufrieden und glücklich mit unserem Neu-Erwerb. Euch auch alles Gute – vielleicht sieht man sich ja mal auf der Straße… – ciao Stefan

  2. M.Wittenberg57@gmx.de
    Vielen Dank Stefan,
    auf dem Turm in Mödlareut habe ich sitzen müssen,
    leider habe ich keine Bilder davon, die hätten mich eingesperrt wenn sie den Fotoapparat bei mir gefunden hätten !

    • Stefan Stefan

      Hallo Markus (oder Michael?), ja das waren schon Zeiten, die du dir sicher nicht zurückwünscht (ich übrigens auch nicht). Danke für deinen Kommentar und dass dir mein Blog gefällt. Alles Gute und hübsch gesund bleiben – ciao Stefan

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