Highlights auf der Strecke
- Radweg R1
- Baumwipfelpfad Heilstätten Beelitz
- Potsdam / Glienicker Brücke
Übernachtung: Hotel Anno 1900; Babelsberg (3-4; hier passte leider nichts: kleines Zimmer, mickriges Bad, unfreundlicher Service)
Übernachtung: Hotel Anno 1900; Babelsberg (3-4; hier passte leider nichts: kleines Zimmer, mickriges Bad, unfreundlicher Service)
Trotz der Hochzeitsparty haben wir tiefenentspannt geschlafen. Nach einem ausgiebigen Frühstück waren wir fit für die wenigen verbleibenden Kilometer bis zur Hauptstadt. Unsere letzte Etappe war angebrochen: heute hieß das Ziel Potsdam, genau genommen die Glienicker Brücke mit dem Ortseingangsschild „Berlin“. Das war mir für die Dokumentation der Radreise von Bonn nach Berlin wichtig. Denn Berlin kennen wir ansonsten gut, mein Sohn wohnt im Berliner Süden und ich habe in den 1970er und 1980er Jahren dort gelebt. Außerdem hatten wir 2020 den Berliner Mauerweg gemeinsam erkundet, so dass auf dieser Tour Berlin nicht das eigentliche Ziel darstellte.
Wenn man es aufregend, abwechslungsreich will, muss man sich wirklich eine andere Tour aussuchen. Der Weg von Bad Belzig nach Potsdam hat in dieser Hinsicht nichts zu bieten. Die berühmten Wälder, lange gerade Alleen parallel zu ICE-Strecke, keine Steigung – also erneut ein bequemes Radeln mit viel Gequatsche. Natürlich war auch an diesem Tag Gegenwind – ich hatte gefühlt die beiden Wochen immer nur Gegenwind. Dies könnte jedoch bedeuten, dass ich am morgigen Rückreisetag Rückenwind haben könnte – um so schneller wäre ich bei meiner Liebsten, das wäre doch was.
Erwähnen möchte ich allerdings noch die Zickenwiese in Trebitz und den heruntergekommenen Bahnhof in Borkheide – zwei echte Highlights, die uns den Vormittag erheiterten.



Dann ging es auf einmal rasant schnell: nach dem Überqueren der gigantisch ausgebauten A9-Autobahn kam das Gelände der Heilstätten Beelitz in Sichtweite. Die Heilstätten waren um die Jahrhundertwende von der Landesversicherungsanstalt Berlin für Lungenkranke errichtet worden. Es war eine der größten medizinischen Einrichtungen im Berliner Umland und eine der ersten Rehabilitationseinrichtungen für finanziell schlecht gestellte Menschen. Es gab getrennte Bereiche für Frauen und Männer, moderne Infrastruktur und weitgehende Autarkie in der Versorgung. In den Weltkriegen wurden hier Kriegsverwundete behandelt, nach 1945 bestand dort bis 1994 das größte Militärhospital der sowjetischen Armee im Ausland. Auch Honecker wurde einige Zeit in Beelitz behandelt, bevor er im März 1991 nach Moskau ausgeflogen wurde.
Für viele Jahre galten die Heilstätten Beelitz als Eldorado für abenteuerliche Entdeckungsreisen in die Vergangenheit, Fotoshootings der Extraklasse, ein lost place, der an Größe und Vielfalt vielleicht noch vom AKW in Tschernobyl übertroffen wurde. Die Zeit des Verfall und Stillstands ist allerdings definitiv vorbei, denn Investoren haben inzwischen das Umland von Berlin entdeckt und dieses Gelände hat für Projektentwickler unheimlich großes Potenzial. Neben dem Baumwipfelpfad, der über der ehemaligen Frauenabteilung verläuft, wird an vielen Stellen gewerkelt, gebaut und manches ist kurz vor der Fertigstellung. Diese Mischung aus alt, ganz alt, verfallen und saniert hat nach wie vor einen besonderen Charme – immer noch faszinierend, was auch die jährlichen Besucherzahlen beweisen: über 1 Million Besucher haben den Baumkronenpfad seit der Eröffnung im Jahr 2015 erkundet. Von oben gibt es fantastische Ausblicke auf das Gelände im engeren Sinne, bei klarem Himmel sogar bis weit nach Potsdam und Umgebung. Wir waren wirklich sehr angetan von unserem Besuch, auch von der Tatsache, dass – trotz eines Wochenendes – der Besucherandrang im September anscheinend schon nachgelassen hatte.





Von Beelitz aus war es eigentlich nicht mehr weit, aber die letzten Kilometer entlang am Schwielow und Templiner See zogen sich in die Länge. Waren in Beelitz nicht so viele Menschen auf den Beinen, konnte man das entlang der Seen wahrlich nicht sagen. Die Eisenbahnbrücke über den Templiner See war schlußendlich der Höhepunkt – in negativer Hinsicht, denn auf der einen Seite mussten wir die schweren Räder hochschieben, auf der anderen wieder halsbrecherisch mit angezogenen Bremsen runterlassen. In beiden Fällen machte sich die Schwerkraft schwer bemerkbar. Die Treppenanlage auf beiden Seiten ist jedenfalls in keinerlei Weise für Wanderradler mit viel Gepäck geeignet.Der Gag dabei: wir hätten einfach auf der anderen Seite des Templiner Sees weiterfahren müssen, aber die kleine Fähre bei Caputh hatte es uns angetan – damit war jedoch der Fehler mit der Eisenbahnbrücke quasi vorprogrammiert.

Doch der Mensch vergisst schnell, denn kurze Zeit später hatten wir Potsdam erreicht und radelten gemächlich durch die Stadt bis zur Glienicker Brücke.


Nach zwei Wochen Tour gut angekommen, Daumen hoch und zufriedenes Lächeln auf dem Gesicht. Fotos sagen ja mehr als die tausend berühmten Worte.
Hier geht es mit der fünfzehnten Etappe weiter.
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