2019 jähren sich zwei schöne Jubiläen zum dreißigsten Male: der Mauerfall war eine glückliche Fügung für alle Deutschen und 1989 ist ebenfalls das Geburtsjahr der Initiative rund ums Grüne Band. Den Mauerfall und die Auflösung der DDR muss ich wohl nicht weiter erklären. Das Grüne Band hingegen kennen nur wenige Menschen.
Das Grenzregime der DDR hatte ein sehr ausgeklügeltes Sicherungssystem. Sie nannten es damals gerne den antifaschistischen Schutzwall. Doch dieser Wall sollte den Bürgern die Ausreise, also die Flucht, unmöglich zu machen. In der Folge entwickelte sich hier über dreißig Jahre eine von Menschen unberührte Fauna und Flora, die einzigartig in Deutschland ist. Letztlich geht es bei der Initiative des Grünen Bands, ein durchgehendes Naturschutzgebiet entlang des „Todesstreifens“ zu bewahren.
Jubiläumsradtour: 30 Jahre Mauerfall – 30 Jahre Grünes Band
Mir gefielen beide Ereignisse so gut, dass ich mich zu einer Jubiläumsradtour entschlossen habe, um das Grüne Band nicht nur abzufeiern, sondern in erster Linie abzufahren. Das können bis zu 1.400 Km sein, wenn man im Norden noch die gesamte Ostsee-Küste von Travemünde bis Stettin mitnimmt. Ich werde mich jedoch mit 1.250 Km begnügen und nur die Strecke vom Dreiländereck im Süden bis auf den Priwall (gegenüber von Travemünde) bezwingen.
Die Planung für meine Radtour am Grünen Band entlang lief schon seit Ende 2018. Es gab am Anfang einen Plan A für eine ausgedehnte Wanderung übers Grüne Band. Allerdings gab es Zuhause Protest und ich hätte es in der 2. Jahreshälfte 2019 sowieso nicht mehr schaffen können. Darum kam Plan B für eine gepflegte Radtour und Erkundung der Gegebenheiten ins Spiel.
Vorbilder und Anregungen
Ich hatte verschiedene „Vorbilder“, die mir bei der Planung geholfen haben: Stefan Esser hat vor etlichen Jahren ein Reisebuch „Radtouren am Grünen Band“ veröffentlicht. Darin beschreibt er, wie er die Strecke von Süd nach Nord abfährt. Er hält viele geschichtlichen Ereignisse, aber auch schöne Naturbeobachtungen fest. Sein Buch war eine große Hilfe, weil es u.a. die GPS-Daten der einzelnen Etappen enthält (mit Komoot oder anderer Navigation heute nicht mehr so relevant). Das Buch ist leider vergriffen und über den Autor ist weder vom Verlag noch im Netz etwas Aussagekräftiges zu finden.
Die zweite Annäherung fand über den Reisebericht von Andreas Kieling statt: Ein deutscher Wandersommer. Dies ist kein Wanderführer der üblichen Art. Er gibt wenig konkrete Tipps für die Wanderung, sondern das Buch stellt eher eine persönliche Biographie dar, bei der der Leser wie nebenher etwas über das Grüne Band erfährt.
Dann bin ich auf den Reiseblog von Heinrich Pingel gestoßen. Er hat im heißen Sommer 2018 seine eigenen „Grenzerfahrungen“ gemacht und fuhr mit dem Rad von Bayern bis zur Ostsee – auf einigen Teilstrecken von einem Freund und seinen Töchtern begleitet.
Erst kürzlich bin ich auf das Reisetagebuch von Beatrix Flatt aufmerksam geworden: 30-Jahre-Grünes Band. Sie wandert im Sommer 2019 übers Grüne Band und will jeden Tag Menschen aus Ost und West interviewen. Es geht ihr um das Gefühl und die Befindlichkeit der Menschen an dieser historischen Nahtstelle. Der Blog liest sich spannend und ich vermute, wir werden aus den kleinen Schnippseln bald ein Buch vorfinden (Nachtrag März 2020: Ihre gesammelten Erlebnisse erscheinen im Mai 2020 als „Grenzenlos“ im Reiffer-Verlag).
Zum Abschluss mag ich besonders die Tour von Michael Kessler mit einem TukTuk entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze aus dem Jahr 2014 erwähnen. Na, erstens ist der Kerl ganz schön cool und zweitens auch sehr witzig.
Moin,
im Sommer 24 will ich das machen- von Süd nach Nord. Anreise in den Süden von HH mit DB.
Tourenrad oder E-Bike? (Bin 73 Jahre – aber gut fahrraderfahren.) Oder lieber in zwei Happen:
Süden mit E-Bike, Norden mit Tourenrad? Schafft man 70 -80 km pro Tag? Insgesamt 14 Tage?
Ich brauche etwas Motivationshilfe.
Paul
Hallo Paul, das ist erstmal eine gute Idee! Wenn du aus HH kommst, fährst du – beginnend im Süden – quasi nach Hause. Da du vermutlich nicht mehr arbeitest, hast du wahrscheinlich (viel) Zeit. Wenn du einigermaßen gut in Form bist, kannst du die Strecke in einem Stück fahren. Ich habe damals mir dafür drei Wochen Zeit genommen, ein Fahrradfreund, der plus/minus in deinem Alter war, hat mit einigen Ruhetagen die gesamte Strecke in vier Wochen bewältigt. Das hätte ich rückblickend auch so angehen sollen, um etwas mehr Zeit zu haben, denn ich hatte täglich noch an dem Fahrrad-Blog gearbeitet, so dass jeder Tag sehr durchgetaktet war: früh aufstehen, Frühstück, fahren, zwischendurch anschauen, Abendessen, Blog aktualisieren, schlafen. Ich würde dir – ganz unabhängig vom Terrain – ein E-Bike vorschlagen. Da brauchst du natürlich eine Möglichkeit, den Akku über Nacht aufzuladen (zB Pension, Hotel). Und du musst deine Etappen entsprechend der Reichweite des Akkus planen. Ich bin letztes Jahr für den „Deutschland-Radweg“ von einem 500er Akku auf einer 750er umgestiegen, das erhöht die „Beinfreiheit“ – und wenn Hintern und Pumpe auch 80, 90 oder gar 100 Km vertragen, bist du in jedem Fall flexibler. Ganz generell: meine Etappen waren im Süden kürzer, ab dem Harz länger – zum einen, weil es mehr zu schauen gibt, zum anderen hast du im Süden mehr Höhenmeter. Da du ja auf meinem Blog gelandet bist, bekommst du Anregungen und Motivation 🙂 Ich wünsche dir viel Freude bei der Vorbereitung und noch mehr bei der Durchführung! Hals- und Speichenbruch – ciao Stefan
Hallo Stefan, das hat ja prima geklappt.
P.S. B-Charly ist W.
Hier und da bin ich schon auf Strecken am Grünen Band gestoßen, gerade um Harz und Elbe herum. Der Mauerweg verläuft auch gleich hier um’s Eck. Besonders deine Tour auf den Brocken habe ich schon mal interessiert gelesen. Ich kenne den Weg zum Glück schon.
Auf der Grenzgänger Tour Seite bin ich auch schon mal gelandet. Eure Erlebnisse bestärken mich darin….dass ich das in einem Stück auch hin kriege.
Ich denke Mitte 2024 ist ein guter Zeitpunkt. Bis zur Detailplanung ist es ja noch etwas Zeit. Der grobe Plan steht. Vielleicht kommen wir noch mal dazu ins Gespräch.
Bis dahin….Alles Gute und schön gesund bleiben.
L. G.
Ines
In einem Stück, heißt ja nicht in einem Stück – es hängt von der Dauer der gesamten Tour ab. Heinrich hat schon die 70 überschritten und hatte sich mehr als vier Wochen Zeit genommen, mit einigen Erholungstagen zwischendurch (weil auch keine Vorbuchung), ich bin nur zart über 60, hatte nur drei Wochen Zeit und hätte vielleicht nochmal einen dritten Ruhetag zwischendurch gut gefunden. Also Hals- und Speichenbruch – ciao Stefan
Hallo Stefan,
ich bin hier auf deine Seite gestoßen. Ich bin auch bereits in der Planung meiner Tour am Grünen Band. Diese soll, so nichts dagegen steht, 2024 statt finden. Dann wäre es 35 Jahre Mauerfall.
Stefan Esser hat übrigens inzwischen ein neues Buch zum Grünen Band heraus gegeben, welches dieses Jahr 2022 erschienen ist und die Grundlage für meine Planung in Komoot ist. De Idee war schon da, der Plan ist gemacht, nun muss nur noch die Zeit ran kommen. Ob ich das echt an einem Stück schaffe…warten wir es ab.
http://www.komoot.de/user/50577391976
Hi Charly (M oder W – das ist hier die Frage), freue mich immer wieder über Kommentare, vor allem wenn sich jemand entschließt, die Grüne Band-Tour zu planen und natürlich auch umzusetzen. Radfreund Esser ist nicht gerade kommunikativ, denn er ist (oder war?) weder über Social Media noch über den Verlag zu erreichen. Dachte schon, er wäre unter die (möglicherweise endgültigen) Nicht-Radfahrer gegangen. Ich fand sein damaliges Buch nicht nur für ein erstes Gefühl, sondern auch für die Etappenplanung sehr hilfreich. Mein Radblog ist das natürlich auch (der Staub vom Eigenlob flimmert durch die Gegend). Außerdem gibt es einen schönen Blog bzw. Buch von Heinrich Pingel: https://grenzgaengertour2018.de/?author=2 – Heinrich ist ein Jahr zuvor (also 2018) ebenfalls von Süd nach Nord gefahren und beschreibt das in seinem Blog, der inzwischen auch als Taschenbüchlein erschienen ist. Mein Tipp für dich: in jedem Fall Süd-Nord fahren und gutes Wetter bis nördlich des Harzes einplanen (letzteres kann man jetzt auch bei Amazon bestellen – allerdings nur mit Prime). Ab Helmstedt / A2 wird es ziemlich öde – wie das Land, so die Menschen, gibt es da nicht eine Bier-Werbung?! Dann wünsche ich dir viel Vorfreude bei der Planung – stabil und gesund bleiben bis Mitte 2023! Ciao Stefan PS: Hier gibt es noch eine interessante Gruppe rund ums Grüne Band: https://www.facebook.com/groups/wandernamgruenenband – zu Fuß, mit dem Drahtesel oder auch auf vier tierischen Beinen – alles möglich.
Hallo Stefan. ich wünsche Dir eine gute, vor allem unfallfreie, Tour durch die Geschichte und Natur. Hoffentlich bleibst Du von weiteren Server- und anderen Abstürzen verschont und man kann Deine Eindrücke im Blog zeitnah verfolgen.
Alles Gute und lG Dieter
Merci – schön: ja – interessantes auf der Strecke: ja – unfallfrei – nicht ganz 😉
Hallo Stefan!
Da ist ja schon viel Pech zusammengekommen, und das natürlich zum ungünstigsten Zeitpunkt. Etwas seltsam finde ich, dass dein Provider keine Datensicherung betreibt und diese dir überlässt.
Jetzt freue ich mich auf eine Menge Berichte von deiner Tour.
Gruß … Rainer
Angeblich sei der Schäden während der Back-Up Session entstanden: Altes weg und Neues noch nicht da – mit etwas Glück kommen heute gaaanz viele Beiträge. Lets see, wie weit ich komme