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Nach der Ahrflut: Spontane Hilfe und freiwillige Helfer:innen

Spontane Hilfe nach der Ahrflut

Der 15. Juli bot nicht nur an der Ahr und ihren Nebenflüssen ein Bild der Verwüstung: in Teilen von NRW rund um Euskirchen, in Bad Münstereifel und im Rhein-Sieg-Kreis Land wurde die z.T. umfassende Zerstörung durch das Hochwasser nach und nach sichtbar.

Ahrflut - Ahrtal Katastrophe 14 Juli 2021
Der Regional-Express – in Kreuzberg gestrandet

Die schiere Zahl der Toten und das großflächige Ausmaß der Verwüstung entlang der Ahr löste eine ungeahnte Welle der Hilfsbereitschaft aus. Natürlich waren die professionellen Helfer spätestens am 15. Juli in größerer Zahl präsent: Feuerwehren, THW und Bundeswehr boten viele Ressourcen auf, um schnelle Hilfe für Eingeschlossene oder Menschen auf Dächern zu organisieren. Danach wurde versucht, die zerstörte Infrastruktur leidlich herzurichten: Not-Brücken, transportable Beleuchtung und Baulüfter waren die begehrtesten Dinge im Ahrtal. Allerdings gab es zahlreiche Berichte, dass sich Kompetenzwirrwarr und Zögerlichkeit gegenseitig im Weg standen. An dieser Stelle kommen nun die freiwilligen Helfer ins Spiel.

Helfer-Shuttle: Mehr als 150.000 freiwillige Helfer:innen

Zwei Unternehmer aus Bad Neuenahr, Marc Ulrich und Thomas Pütz, kamen auf die Idee, Helfer, die keiner der organisierten Hilfs- und Katastropheneinrichtungen angehörten und helfen wollten, koordiniert von Grafschaft aus ins Ahrtal zu bringen. Da das Tal für den Individualverkehr gesperrt worden war, bestand darin die einzige Möglichkeit, die Helfer:innen an Ort und Stelle zu bringen. Aus dem „Helfer-Shuttle“ entwickelte sich eine Organisation, die aufgrund ihres niedrigschwellenden Einstiegs ein gute Anlaufstelle war, gleichzeitig gewann der Shuttle eine große Akzeptanz bei den offiziellen Stellen, weil deutlich wurde, dass THW, die Bundeswehr oder die örtlichen Feuerwehren nicht in der Lage waren auf individuelle Nöte und Wünsche der betroffenen Menschen einzugehen – da fehlten einfach die Hände.

Außerdem werden in den kommenden Wochen und Monaten zigtausende von Sachspenden an die Ahr gebracht. Das Fahrerlager des Nürburgrings gleicht über Wochen einer Logistikzentrale zum Verteilen der Sachspenden und zur Koordination der offiziellen Hilfsdienste. Und wer keine Lebensmittel, Kleider oder Möbel hatte, konnte sich mit Geldspenden beteiligen. Es kamen auf diese Weise mehr als 350 Mio. Euro zusammen – und die Spendenaktion geht auch noch immer weiter. Das Bündnis vielfältiger Hilfsorganisationen hat sich unter dem Dach von „Deutschland hilft“ zusammengefunden. Daneben gibt es auf der Ahrtal-Seite noch etliche Spendenkonten, die sich auf die Hilfe für die Betroffenen an der Ahr konzentrieren.

Ahrflut Ahrtal Katastrophe 14 Juli 2021
Große Dankbarkeit

Es gibt bislang keine genaue Übersicht, wie viele Menschen durch den Helfer-Shuttle vermittelt wurden und wie vielen Menschen dadurch geholfen wurde. Es wird von einer Zahl zwischen 150.000 und 250.000 Helfer:innen gesprochen, die mal kürzer, mal länger Aufträge vom Säubern der Keller, vom Entrümpeln, vom Abriss von Häusern bis hin zur Hilfe bei der Weinlese erledigt haben. Dies ist eine der größten Hilfsaktionen in der Bundesrepublik seit den Trümmerfrauen nach dem 2. Weltkrieg. Die beiden Initiatoren haben u.a. im November 2021 den Landesverdienstorden von Rheinland-Pfalz bekommen.

ahrtal ahrflut Katastrophe 14. Juli 2021
Die Helfer:innen haben Übermenschliches geleistet

Und obwohl der Helfer-Shuttle Ende Mai 2022 in seiner bisherigen Form eingestellt wurde, geht die Hilfe der Freiwilligen weiter und wird jetzt über eine Plattform im Internet digital organisiert. Zudem wurde ersichtlich, dass nun verstärkt Fachleute – Handwerker und Betriebe – benötigt werden, die nach den Grob-Arbeiten jetzt endlich Heizungen verlegen, die Hauselektrik erneuern oder Betonierarbeiten ausführen.

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    Die Weihnachtskrippe von Ahrweiler - Weihnachten 2021

Die gewaltige Anstrengung durch die offiziellen und freiwilligen Helfer wird sicherlich auch bei der Gedenkstunde am 14. Juli 2022 herausgestellt werden, denn ohne diese solidarische Hilfe wären die Monate nach der Flut nicht zu bewältigen gewesen. Auch wenn die Helfer alle einen Orden verdient hätten, den die wenigsten bekommen werden, sind es wunderbare Zeichen des Zusammenhalts und bleibende Erinnerungen.

Veröffentlicht in Allgemein

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