Zum Inhalt springen →

Radweg Deutsche Einheit – Etappe 9: Goslar bis Quedlinburg

86 Km – 🡭 810 m – 🡮 950 m

Highlights auf der Strecke

  • Kuranstalt Jungborn
  • Harzer Schmalspurbahn
  • Radstätte Kloster Michaelsstein
  • Hamburger Wappen
  • Teufelsmauer

Übernachtung: Hotel Maria Aurora (2-; klein, aber fein, ruhig und „mittelalterliches“ Ambiente)

Heute geht es mal ganz schnell – und das hat auch seinen Grund, denn ich bin sehr spät in Quedlinburg angekommen, war nach 86 Km reichlich geschafft und freute mich auf einen gemütlichen Abend ohne Fortsetzung meines Blogs.

Gemischte Eindrücke

Naja, ein bisschen gibt es schon zu lesen und auch zu sehen. Die Etappe schwankte zwischen lauschigen Radwegen im Wald und unangenehmen Strecken auf und neben der Landstraße. Drei schöne Städtchen lagen auf dem Weg: Ilsenburg, Wernigerode und zum Schluss Quedlinburg.

Beherzt durch den Wald
Langweiliger Radweg – parallel zur Bundesstraße
Harzer Eisenbahnen

East meets West

Kurz hinter Bad Harzburg verlief bis 1989 am Flüsschen Ecker die innerdeutsche Grenze; dies ist heute auch die Grenze zwischen den Bundesländern Niedersachsen und Sachsen-Anhalt. An dem Gelände der ehemaligen Kuranstalt Jungborn treffen sich beide Wege – leider ganz unspektakulär.
Von der Kuranstalt ist nicht mehr viel übrig, ein paar Erinnerungstafeln beschreiben die Geschichte des Ende des 19. Jahrhunderts gegründeten Kurbetriebs in freier Natur. Das war die erste und größte Kuranstalt in Deutschland. Ulkig: es gab einen Damen- und einen Herrenpark, die von einer 2 Meter hohen Holzwand getrennt waren. Der Grund: der Kurbetrieb war eng mit der Idee der Freikörperkultur verbunden, darum gab es für die nackten Damen und Herren getrennte Bereiche. Der therapeutische Nutzen dieser Kuren stand unter dem Leitmotto „Kehrt zur Natur zurück“. Gestressten Menschen sollte durch einfaches, naturnahes Leben Ruhe, Besinnung und neue Energie verschaffen. Die Heilmittel waren: Wasser, Erde, Licht und Luft – vermeintlich Altmodisches kann manchmal recht modern sein.
Im zweiten Weltkrieg wurde der Jungborn zu einem Lazarett umfunktioniert, nach 1945 zu einer Lungenheilstätte und bis kurz nach dem Mauerbau war es ein Altenheim. 1964 wurden allerdings alle Aktivitäten eingestellt und die Gebäude abgerissen, um den Grenzstreifen auf DDR-Gebiet „sicherer“ zu machen.
Back in the USSR (also fast)
Ich habe mehrere Hundebesitzer, die wohl jeden Tag dort mit ihren Hunden spazieren gehen, ausgefragt, wo denn das Grüne Band verlaufen würde. Ja, da hinten irgendwo…, so präzise wollte ich es gar nicht wissen. An der Kreuzung, die es eigentlich sein müsste, sind zwar diverse Markierungen für Rad- und Wanderwege angebracht, aber leider nicht unser Grünes Band-Emblem.
Aber jetzt kommt es: ungefähr zwei Kilometer jenseits der Grenze, also vom Grenzzaun entfernt bin ich auf den Kolonnenweg mit seinen typischen Lochplatten gestoßen.
Der alte Kolonnenweg

Einen schönen Zwischenstopp kann man beim Kloster Michaelstein einlegen. Das Kloster wurde im 12. Jahrhundert durch die Zisterzienser gegründet. Seit einigen Jahrzehnten – auch schon zu DDR-Zeiten – wurde hier das Collegium Musicum eingerichtet, heute firmiert sie unter dem Namen Landesmusikakademie des Landes Sachsen-Anhalts.

Radstätte beim Kloster Michaelstein

Teufelsmauer

Und dann natürlich noch die Teufelsmauer – was für eine bizarre Felsformation aus der Zeit der Harznordrandstörung, die vor ca. 2 Mio. Jahren geschah. Dabei wurden Gesteinsschichten aus Sandstein steil nach oben gedrückt. Durch nachfolgende Prozesse wurde der Sandstein sehr hart und die weicheren Gesteinsschichten rundherum wurden ausgewaschen. Am Ende blieben die markanten „Gesteinsrippen“, die sich deutlich von der Umgebung abheben, übrig.

Teufelsmauer

Durch die lange Strecke und etliche Zwischenstopps bin ich relativ spät in Quedlinburg eingetroffen, die Stadt wurde schon von einem spätsommerlichen Abenddunst umgeben und das erhöht auf einem kleinen Berg stehende Schloss sah dadurch wie mit einem Weichzeichner bearbeitet aus. Weil ich von der Etappe geschafft war, wollte ich mir die Stadt am kommenden Vormittag näher anschauen. Zum Abendessen bin ich dann doch durch die ruhigen Gassen gestromert und spürte die besondere Atmosphäre, die einen ganz entfernt noch an das mittelalterliche Leben erinnern konnte. Dazu in dem morgigen Etappenbericht mehr.

Hier geht es mit der zehnten Etappe weiter.

Veröffentlicht in Allgemein

2 Kommentare

  1. Timo Timo

    Wow – ich bin aus Ilsenburg und nur durch Zufall auf deine Webseite gestoßen. Eigentlich bin ich ein sehr ambionierter MBler mit einem Fully von Trek viel im Harz unterwegs. Ich habe gerade den Beitrag in deinem Blog gelesen un nd gemerkt das man ja auch noch andere Dinge ansehen oder machen kann. Hut ab, denn einige deiner Strecken sind nicht fürs Touren geeignet. Bin gespannt auf deine weietere Tour.

    • Stefan Stefan

      Moin Timo,

      das glaube ich dir gerne, das du im Harz tolle MTB-Strecken findest. Ist nicht meine Welt, dafür fühle ich mich nicht mehr fit genug und möchte mir ungerne Hals und andere Knochen brechen. Also: Hals-, Rahmen- und Speichenbruch 🙂 Ciao Stefan

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

WordPress Cookie Plugin von Real Cookie Banner