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9. Tag der Grünen Band Tour: Faul sein in Creuzburg

Highlights:

  • Baumkreuz an der B7 (Ifta)
  • Mühlhausen
  • Treffurt
  • Burg Normannstein
  • Heldrastein

Diesen Ruhetag, zumal gemeinsam mit meiner Frau, hatte ich mir wacker verdient – ich klopfe mir selber mal auf die Schulter, aber „Aua“, denn die linke Seite tut immer noch ordentlich weh. Da wir heute mit dem Auto unterwegs waren, konnten wir auch abseits des Grünen Bands Ausschau nach interessanten Sehenswürdigkeiten halten.

Ich hatte im Beitrag für den gestrigen Tag schon ein wenig über das Wilhelmsglücksbrunn geschrieben. Das ist wirklich ein großes Glück, dass die Diakonie Ende der 90er Jahre das alte Gut übernommen hat. Da wurde das Gebäudeensemble mit viel Liebe, Mühe und vermutlich ebenso viel Geld sehr schön saniert und bietet eine gelungene Verbindung von Alt und Neu. Wer für ein paar Tage einen entspannten, erholsamen Urlaub vom Alltag erleben will, sollte dort schleunigst einen Aufenthalt buchen. Mehr Infos gibt es hier.

Grünes Band - Biohotel Wilhelmsglücksbrunn
Das alte Gut – in neuem Glanz
Grünes Band Creuzburg
Restaurant Saline (gehört zum Hotel)
Grünes Band Biohotel Wilhelmsglücksbrunn
Gemütliche Gartenterrasse am Teich
Grünes Band Creuzburg
Lieblicher Teich beim Wilhelmsglücksbrunn

Ich decke den Mantel des Schweigens über unsere kurze Zweisamkeit. Insofern kann ich ausführlicher über unsere Unternehmungen berichten, auch wenn wir im Grunde nur einen Tag gemeinsam hatten. Weniger ist mehr, denn am Anfang hatten wir einiges aufs Programm gesetzt. Am Ende kamen folgende Stationen dabei raus: das Baumkreuz von Ifta (siehe auch vorheriger Beitrag), das Städtchen Mühlhausen und eine leckere Waffel in Treffurt.

Baumkreuz an der B7

Von Creuzburg aus ist Ifta nur einen Katzensprung entfernt, wobei man aufpassen muss, dass man nicht einfach so vorbeifährt. Das Baumkreuz beginnt auf der Grenzlinie, die man am besten an dem „braunen Schild“ mit dem Datum und der Uhrzeit vom Ende der Trennung der beiden deutschen Staaten erkennt. Der Wanderparkplatz ist sehr hilfreich, wenn man die Gegend etwas näher erkunden möchte. Quer zur Bundesstraße steht noch ein Stück des alten Grenzzaunes, an dem entlang Eschen gepflanzt wurden, an der B7 selbst wurden Linden gepflanzt. Uns gefiel diese Idee sehr gut, auch wenn sie ein wenig erklärungsbedürftig ist, da die Intention der Pflanzaktion aus der Menschenperspektive nur schwer ersichtlich ist. Das gilt nicht alleine für die Bilder, die sich mit Baumpflanzen verbinden: wurzelnde Bäume, die sich durch Grenzen nicht aufhalten lassen; ein Baum wächst (hoffentlich) immer weiter; Bäume, die von der Grenze wegwachsen und die beiden Deutschländer erobern. Man kann das durchaus in diese beiden, sich kreuzenden Baumreihen interpretieren – wenn man vom unmittelbaren Eindruck zurücktritt und sich auf diese „Installation“ einlässt und sich einen Moment besinnt. Am ersten Novembersamstag werden in jedem Jahr das Natur-Kunstwerk gepflegt und neue Bäume gepflanzt. Außerdem ist es wohl auch ein Treffen der Akteure der ersten, zweiten und folgenden Stunden, so eine Art Familienfest im windig-regnerischen November an einer zügigen Bundesstraße. Rolf-Uwe beck versicherte mir, dass es dabei immer eine knusprige Thüringer Bratwurst gäbe – also auf nach Ifta im windigen November.

Grünes Band Baumkreuz Ifta
Das Baumkreuz an der B7 bei Ifta
Baumkreuz Ifta Grünes Band
Hat dieser Mann überhaupt den Sinn des Kunstwerkes verstanden?
Grünes Band Ifta Baumkreuz
Baumreihe – entlang des alten Grenzzaunes

Mühlhausen – Stadt von Thomas Müntzer

Danach ging es weiter nach Mühlhausen, einem mittelalterlichen Städtchen mit einer guterhaltenen Stadtmauer und vielen, ebenso gut erhaltenen Stadttoren. Mühlhausen nimmt gerne Bezug auf Thomas Müntzer, der in der dortigen Marienkirche Pfarrer war. Als scharfer Kritiker von Luther und der Obrigkeit, zum Bauernführer geworden, wurde er nach der Schlacht bei Frankenhausen gefangen genommen. Am 27. Mai 1525 enthauptete man ihn vor den Toren Mühlhausen und spießte seinen Kopf zur Abschreckung auf einen Pfahl. Zur DDR-Zeit wurde Müntzer zur freiheitsliebende Ikone in der ersten vor-bürgerlichen Revolution auserkoren. Ob er es nun gewollt hätte oder nicht, es gab alle möglichen gesellschaftlichen oder politischen Organisationen, die nach Müntzer benannt waren, bis hin zu Devotionalien jeder Ausprägung inkl. Geschmacksverirrrung. Heute ist in der Marienkirche eine Gedenkstätte über sein Leben eingerichtet. Die Kirche ist seit Mitte der 70er Jahre keine Pfarrkirche mehr, jedoch werden zu besonderen Gelegenheiten Gottesdienste abgehalten. Die Kirche war für uns während dieses heiß-schwülen Sommertages außerdem eine kühlende Erfrischung für Körper und Geist.

Grünes Band Marienkirche Mühlhausen
Marienkirche Mühlhausen
Grünes Band Marienkirche Mühlhausen
Eine interessierte Besucherin…
Grünes Band Mühlhausen
Aufstieg und Fall von Thomas Müntzer
Grünes Band Mühlhausen
Wehrturm an der Stadtmauer von Mühlhausen

Treffurt und Burg Normannstein

Zum Abschluss unserer Erkundungstour steuerten wir Treffurt mit der Burg Normannstein an. Diese thront über der Stadt und stammt aus dem 11. Jahrhundert. Sie wurde weder irgendwann zerstört noch grundlegend für andere Nutzungen umgebaut. Schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts war dort ein Restaurant eröffnet worden, was ein beliebtes Ausflugsziel wurde. Auch in der DDR-Zeit lief der Gaststättenbetrieb mit einem Jugendclub auf Hochtouren. In den 90er Jahren wurde dann umfangreiche Sanierungsarbeiten vorgenommen, die sich u.a. durch ein zeltartiges Dach zwischen 2 Türmen auszeichnen. Da fragt man sich, wie die Denkmalschutzbehörde von dieser völlig baukörperfremden Konstruktion überzeugt werden konnte. Wer das neue Prora auf Rügen kennt, kann ebenfalls diese Frage stellen, weil die heutige Fassadengestaltung des „Kraft durch Freude“-Klotzes stark von der ursprünglichen abweicht. Leider war die Gaststätte wegen einer „Geschlossenen Gesellschaft“ auch für uns geschlossen.

Zum Glück bietet Treffurt darüber hinaus ein paar hübsche Fachwerkhäuser rund um das alte Rathaus. Und ebenso das Eiscafé am Markt, bei dem es super-leckere Waffeln mit allen süßen Zutaten dieser Welt gibt. Ich will noch kurz das andere Rad(t)haus erwähnen, bei dem man Infos zu Treffurt und Umgebung bekommt sowie sein E-Bike in abschließbaren Boxen unterbringen kann, um den Akku aufzuladen. Tolle Sache, hatte ich hier das erste Mal gesehen – sollte man ruhig häufiger umsetzen.

Treffurt Grünes Band Burg Normannstein
Die Burg Normannstein oberhalb von Treffurt
Treffurt Grünes Band
Das alte Rathaus von Treffurt
Treffurt Eisdiele
Die Eisdiele von Treffurt – die beste und einzige…
Grünes Band Treffurt
Die Ladeboxen für E-Bikes im Rad(t)haus von Treffurt

Das war alles in allem eine Tour von nur 75Km, dennoch haben uns das Anschauen, Gerenne und die 30 Grad – gefühlt mindestens 40 Grad – müde und schlapp gemacht. Das Hotel mit seinen weichen Betten wartete… Und das späte Abendessen am Haus-Teich kam z.T. aus eigener Produktion und war äußerst schmackhaft. Der Sitzplatz am hoteleigenen Weiher ist herrlich romantisch und man kann – neben guten Gesprächen – auch das muntere Treiben der Libellen, Wasserläufer und Frösche beobachten (und hören). Ich sage es gerne erneut: das Wilhelmsglücksbrunn steht bei uns auf der Wiederholungsliste.

Creuzburg selbst ist ein hübsches Städtchen mit einer alten Burganlage, das heute ein Hotel und Restaurant beherbergt. Jeden Sommer finden dort OpenAir-Konzerte statt, die leicht die ganze Umgebung beschallen. Wir konnten uns am Freitagabend an dem Auftritt von Creedence Clearwater Revived erfreuen. Darüber hinaus gibt es bei der alten Werrabrücke ein wunderschönes Foto- und Postkartenmotiv: die Liboriuskapelle. Sie wurde in ihrer jetzigen Gestalt schon 1499 errichtet und sollte himmlischen Schutz für die Brücke und den Reisenden garantieren. Später wurde sie ein bekannter Wallfahrtsort.

Grünes Band Creuzburg
Die Creuzburg im gleichnamigen Städtchen
Grünes Band Rennsteig Creuzburg
Wanderer, wohin soll es nur gehen? Gesehen in Creuzburg
Liborius Kapelle Creuzburg
Die Liboriuskapelle an der Werrabrücke bei Creuzburg
Alte Werrabrücke Creuzburg
Die historische Werrabrücke bei Creuzburg

Am kommenden Tag überlegte ich kurz, ob ich auf das Peleton der Deutschland-Tour warten sollte, denn die dritte Etappe führte durch Creuzburg. Obwohl ich ja bereits 450Km in den Beinen hatte, bremste mich meine Tour-Managerin wegen des hohen Zusatzgewichtes bei den Packtaschen, damit würde ich jede Chance auf den Tagessieg verspielen – Recht hatte sie. So konnte es sehr entspannt nach Bad Sooden-Allendorf gehen. Morgen dazu mehr.

Grünes Band Deutschlandtour
Die Deutschlandtour 2019 in Treffurt: ein Radrennen übers Grüne Band (zumindest ein Stückchen)

Veröffentlicht in Allgemein

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